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Kreis der Freunde Roms e.V.
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Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit

vom 08. Dezember 2015 bis 20. November 2016


Am 8. Dezember 2015 hat Papst Franziskus die Heilige Pforte im Petersdom in Rom geöffnet und das Heilige Jahr hat damit begonnen. Er hat es unter das Leitmotiv der Barmherzigkeit gestellt. Aus diesem Grund bieten wir in diesem Jahr außergewöhnlich viele Reisen nach Rom - sowohl mit dem Bus als auch per Flug an. Etliche Pfarrgemeinden machen sich auf den Weg, diese besondere Zeit in der Ewigen Stadt mitzuerleben. Wir haben dabei die Aufgabe, sie durch den großen Strom der Pilgerinnen und Pilger (33 Millionen werden erwartet) zu begleiten.

Zur Einstimmung auf eine Reise nach Rom im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit empfehlen wir den Artikel unseres Mitglieds, Herrn Pfarrer Marcus Vogler aus Amöneburg, der das Ziel und den Wert des Heiligen Jahres im Sinne von Papst Franziskus darstellt.

Der unten eingefügte Link möge der organisatorischen Vorbereitung dienen. Die Stadt Rom hat sich mit einigen Neuerungen und organisatorischen Vorschriften auf den Strom der Pilger eingestellt.

Wir wünschen allen Pilgerinnen und Pilgern Gottes Segen für die Reise zum Heiligen Jahr nach Rom.

Informationen zum Heiligen Jahr


Zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit

Papst Franziskus hat am 13. März 2015 im Petersdom die Feier eines außerordentlichen Heiligen Jahres angekündigt. Dieses „Jubiläum der Barmherzigkeit“ beginnt mit der Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens 2015 (8. Dezember 2015) und endet am 20. November 2016 mit dem Christkönigssonntag. Bereits Anfang 2015 hat der Papst gesagt: „Das ist die Zeit der Barmherzigkeit. Es ist wichtig, dass die Gläubigen sie leben und in alle Gesellschaftsbereiche hineintragen. Vorwärts!” Die Ankündigung fand am zweiten Jahrestag der Wahl von Papst Franziskus statt, während der Predigt in der Bußfeier im Petersdom.
Barmherzigkeit ist so etwas wie ein Programm des Pontifikats von Papst Franziskus. Bereits in den ersten Ansprachen nach seiner Wahl kam Franziskus immer wieder auf die Barmherzigkeit zu sprechen. In einer Rede vor dem diplomatischen Corps sagte er: „Die Botschaft Jesu ist diese: Barmherzigkeit. Für mich – ich sage das in aller Bescheidenheit – ist das die stärkste Botschaft des Herrn: die Barmherzigkeit. Der Herr wird niemals müde zu verzeihen: niemals! Wir sind es, die müde werden, ihn um Vergebung zu bitten!“ Daraus folge, wie er bei der ersten Osterfeier als Papst sagte, dass wir selber „zu Werkzeugen der Barmherzigkeit“ werden sollen, „dass die Macht seiner Liebe auch unser Leben umwandle; und wir werden zu Werkzeugen dieser Barmherzigkeit, zu Kanälen, durch welche Gott die Erde bewässern, die ganze Schöpfung behüten sowie Gerechtigkeit und Frieden erblühen lassen kann“. Barmherzigkeit „ändert die Welt. Ein wenig Barmherzigkeit macht die Welt weniger kalt und viel gerechter. Schön ist das, das mit der Barmherzigkeit.“
Der Papst wünscht sich für das Heilige Jahr, dass es eine neue „Etappe auf dem Weg der Kirche“ wird, das Evangelium der Barmherzigkeit zu allen Menschen zu bringen. Zuletzt hatte Johannes Paul II. das Jahr 2000 als Heiliges Jahr ausgerufen. Rund 25 Millionen Pilger kamen damals nach Rom, denn in einem Heiligen Jahr sind Katholiken aufgerufen, nach Rom zu pilgern und in den dortigen Hauptkirchen einen Gottesdienst zu feiern oder zu beten. Das Jahr beginnt mit der Öffnung der Heiligen Pforte des Petersdoms durch den Papst. Im Jahr 1300 wurde von Papst Bonifaz VIII. das erste Heilige Jahr ausgerufen. Es folgt dem Brauch des jüdischen Jobeljahres, das alle 50 Jahre begangen wurde (Lev 25, 8–55). Im Jobeljahr sollten die Schulden erlassen, die Ackerflächen geschont und Sklaven auf freien Fuß gesetzt werden. In der Regel findet nur alle 25 Jahre ein Heiliges Jahr statt. Zwei Mal gab es Ausnahmen, nämlich die Jahre 1933 und 1983, die als Jahrestag im Blick auf die Erlösung (angesetzt im Jahr 33 nach Christi Geburt) verstanden werden sollten. Das nun beginnende Jahr der Barmherzigkeit ist also ebenfalls ein außerordentliches Heiliges Jahr.
Der Begriff „Barmherzigkeit“ ist ein sperriger und im Alltag etwas überholt klingender Begriff. Das Lexikon für Theologie und Kirche beschreibt ihn als "freie und freigiebige, nicht geschuldete, liebend-vergebende Hinwendung Gottes zum Geschöpf". Sie sei die "sichtbare Ausprägung seiner wesenhaften Liebe", die sich in der "Zuwendung Gottes zu den Elenden und Armen" zeige.
Barmherzigkeit ist ein Leitbegriff des Christentums, der das zentrale Wesen Gottes beschreibt. Im Alten wie im Neuen Testament findet er sich an vielen Stellen. "So hoch wie der Himmel über der Erde ist, reicht seine Barmherzigkeit", heißt es etwa in Psalm 103. Jesus erzählt zahlreiche Gleichnisse, die die Barmherzigkeit Gottes verdeutlichen - allen voran die Geschichte des barmherzigen Samariters (Lk 10,25-37). Und auch die Bergpredigt widmet sich dem Thema, "Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen" (Mt 5,7). Wie die Barmherzigkeit konkret gelebt werden kann, das formuliert die christliche Tradition etwa in den sogenannten sieben Werken der leiblichen Barmherzigkeit. Dazu gehört Hungrige zu speisen, Dürstenden zu trinken zu geben, Nackte zu bekleiden, Fremde aufzunehmen, Kranke und Gefangene zu besuchen sowie Tote zu begraben. Die Barmherzigkeit richtet sich dabei an alle Menschen - ungeachtet ihrer Religion und Herkunft; diese vorbehaltlose Unterstützung ist es auch, die Menschen am Christentum schätzen - sei es in Form von Lebensmitteltafeln der Caritas, in der Obdachlosenhilfe oder in Hospizen.
Das Thema der Barmherzigkeit hat auch Johannes Paul II. besonders geprägt. Bewusst hat sich Franziskus durch die Ankündigung des Heiligen Jahres an dem von Johannes Paul II. eingerichteten „Sonntag der Barmherzigkeit“, dem Sonntag nach Ostern, auf seinen Vorgänger bezogen. Dieser hatte in seiner Enzyklika „Dives in misericordia“ (1980) geschrieben, dass Gottes barmherzige Liebe die allumfassende Antwort auf die Sünde und auf das Böse in der Welt sei und dass es der Kirche anvertraut sei, dieses Geheimnis in der Welt von heute weiterzugeben. Johannes Paul II. hatte darin Gedanken der polnischen Ordensfrau Faustyna Kowalska (1905–1938) aufgegriffen. Sie wollte den Menschen die göttliche Barmherzigkeit vor allem durch ein Andachtsbild vermitteln, das mittlerweile sehr bekannt geworden ist: Auf dem Bild ist Jesus zu sehen, aus dessen Herz sich die Barmherzigkeit strahlenförmig ausgießt.
Das Barmherzigkeitsjahr soll nicht nur in Rom, sondern in allen Diözesen gefeiert werden. Zum ersten Mal in der Geschichte ist es auch möglich, außerhalb von Rom eine „heilige Pforte“ zu öffnen, sei es in der Bischofskirche oder in einer Wallfahrtskirche. Neu sind auch die „Missionare der Barmherzigkeit“, die Papst Franziskus in der Fastenzeit 2016 aussenden will. Es sollen Priester sein, die in den Pfarreien in eigenen Volksmissionen das Anliegen der Barmherzigkeit neu zum Thema machen. Außerdem dürfen sie Vergebungen aussprechen, die sonst nur dem Heiligen Stuhl vorbehalten sind. Diese werden in der Praxis vermutlich kaum vorkommen, doch zeigt sich darin das Anliegen des Papstes, die Fülle der Barmherzigkeit zum Tragen lassen zu kommen, ohne Einschränkung, ohne Bedingungen und weiterführende Regelungen. Das Kirchenrecht soll der Barmherzigkeit keine Grenze setzen. Das Heilige Jahr steht unter dem Motto „Barmherzig wie der Vater“ (Lk 6,36). Es soll dazu aufrufen, wie der Vater nicht zu verdammen, nicht zu verurteilen, sondern zu vergeben und Verzeihung zu schenken (Lk 6,37 f.). Das Logo, das von dem Jesuiten Marko I. Rupnik stammt, zeigt in einer Mandorla Jesus Christus, der sich den verlorenen Menschen auf die Schulter lädt.
Hoffen und beten wir, dass das Jahr der Barmherzigkeit wirklich die Herzen der Menschen und damit unsere Welt verändert. Wenn auch nur in kleinen Schritten, die aber der Anfang jeder Veränderung ist. Dazu ist es allerdings nötig, zuallererst sich selbst die Barmherzigkeit Gottes immer wieder schenken zu lassen. Öffnen wir uns für dieses Geschenk Gottes und gehen wir voll Freude und mit Hoffnung in das Hl. Jahr der Barmherzigkeit.

Pfarrer Marcus Vogler, Amöneburg

(verwendete Quellen: Deutsche Bischofskonferenz www.dbk.de und  Magnificat. Das Stundenbuch, 12/2015, Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer


 
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